Legen Osterhasen Eier?

Legen Osterhasen Eier?

Tierische Betrachtungen von Leonhard Reinirkens, illustriert von Tony Munzlinger

Verlag K. H. Bock, Bad Honnef, ISBN 3-87066-905-5, 10,00 €.


Na, was hab ich da gefeixt! Ein verdrehter Zoologe namens Prof. Rheinsperger, der seinen intriganten Universitätskollegen nachweist, dass der Osterhase tatsächlich Eier legt "wie ein Huhn", während der eigene Sohn sich mit einer Waldelfe einlässt. Eichelhäher, die auf Schränken sitzen und knurrig Wache halten. Ein alter Kakerlak, der übelgelaunt das Deckengebälk entlangkrabbelt und sich über seine Hüftarthrose beschwert. - Man weiß nie recht, ob Leonhard Reinirkens sich mit der Beamtenmentalität anlegt, mit dem Alter schlechthin, oder mit der Neigung der Wissenschaft, Geheimnisse kaputt zu theoretisieren, statt ihnen mit Ehrfurcht zu begegnen. Schön schnoddrig illustriert hat das Ganze, wie bei allen Reinirkens-Werken, der unverwechselbare Tony Munzlinger.

So ist eine wunderhübsche, witzige Erzählung entstanden, die man gerne liest und gerne ansieht. - In so etwas kann man schwelgen: Wenn man mal wieder richtig den Kanal voll hat. Oder einfach nur aus Spaß an bizarrem Humor. "Legen Osterhasen Eier?" heißt sie und ist erschienen im Verlag K. H. Bock. Ein herrlicher kleiner Schmöker, dem man auf jeder Seite anmerkt, dass er von einem besonders verschmitzten Exemplar von Rheinländer geschrieben wurde. Und Leonhard Reinirkens ist der Prototyp jener rheinischen Leichtigkeit, die man verstehen muss, um sie zu mögen.

Vielen wird er noch aus seinen Hochzeiten bekannt sein, als buchstäblich Millionen seine Beiträge hörten und sahen: Grandios gemachte "Zeitzeichen" im WDR und hunderte von Hörfunkfolgen, die damals zum Kult wurden: Seine nie wieder erreichte "Tante Hortense", deren bürgerliche Weisheiten damals zu geflügelten Worten wurden. Und hinterher erst sein "Fra Bartolo"! - Der mittelalterliche Mönch, der es nie fertig brachte, vorschriftsgemäß abstinent zu leben. Jede Folge war mit einem delikaten Kochrezept versehen, das Reinirkens irgendwo ausgegraben hatte. Die Hörerschar hungerte ihm entgegen, wenn er zu festen Zeiten seine ebenso humorvollen wie geistvollen Geschichten vortrug, mit seiner unverwechselbaren, kristallklaren Stimme, die einen automatisch aufhorchen ließ. - Ein hochgebildeter, fast universal gebildeter Mann, der nie viel von sich hermachte, und dessen Autorität aus seiner bestechenden Kompetenz erwuchs. In seinem Haussender SWF (jetzt SWR) machte er dazu noch jede Menge Fernsehbeiträge und -serien, kassierte Preise reihenweise, darunter den exquisiten Adolf-Grimme-Preis (Den er, wie er mir verschämt gestand, bald schon zu Hause irgendwo verschmiss. - Denn Chaot war er seit jeher und ist es immer noch.).

"Von Zeit zu Zeit hört´ ich den Alten gern..." sagt Mephisto im Faust. Jetzt wuselt der inzwischen über achtzigjährige Alte in seinem Domizil Marke Eigenbau im rheinischen Unkel herum, schmökert in seinen über 20.000 Büchern, züchtet Zucchini von Öltonnengröße, grinst unverändert schelmisch und schreibt genüsslich seine verdrehten Geschichten. Gerade war seine jüngste Lesung in Bonn ein voller Erfolg. Trotz inzwischen angegriffener Gesundheit will er darauf nicht verzichten, und das ist gut so.

"Legen Osterhasen Eier?" ist der Beweis, dass ein Autor auch im hohen Alter noch einen satten Qualitätssprung schafft, und es ist eines der wenigen Bücher, die man wirklich jedem Leser empfehlen kann: Sein Humor hat etwas Wärmendes. Und die Leichtigkeit, mit der Reinirkens das Werk erzählt, verrät den Meister. Nichts ist schwerer als Schwerelosigkeit. - Unbedingt kaufen, ist auch ein tolles Geschenk!

mit freundlicher Genehmigung von Bernd Späth